Die Stimme des Menschen ist bekanntlich ein Organ, welches als Gesangsinstrument genutzt werden kann. Dieses Instrument aber in künstlerisch eigenständige klangmalerische Qualität zu steigern, bedarf ausserordentlicher Stimmbegabung, intensiver Schulung und hoher Gestaltungskraft.
Das morphonische Labor Nr.18 erforscht das Phänomen „Menschstimmegesang“ mit ausgwählten Vocal-Künstlern in kontrastreichen Spannungsbögen von klassisch bis experimental, von sanft bis expressiv.
Den vocalistischen Lustreigen eröffnet der preisgekrönte Dresdner Jan Heinke mit seiner faszinierenden Art des Obertongesangs in drei parallel intonierten natürlichen Stimmlagen.
Der polnische Voice-Artist Doministry füttert allein mit den Impulsen seiner Stimme ein Arsenal elektronischer Wandler und schafft damit eine stilistische Vielfalt von humanimalischen Geräuschen bis pulsierenden Rhytmen.
Michael Ammann aus Fürth treibt sein besonders ausgeprägtes Stimmen-Organ mit leidenschaftlicher Inbrunst intuitiv in unerhörte bildhafte Kopfklangzonen.
Mit seiner bärenstarken Bassstimme flutet der Dresdner Balog die eigenen elektronischen Manipulationen und driftet dabei aus mystischer Unterschwellung bis in selbstaufreibende Klangorgiate.
Die Dresdner Sopranistin Barbara Christina Steude besorgt mit ihrer glasklaren Stimme eine wohltemperierte Zäsur in klassischen Stoffen bevor
das Stimmen-Wunder Daliala Kayros zusammen mit ihrem Elektrosoundgeber Xavos aus Sardinien die Folge der Solo-Performances mit überwältigender Gesangs- und Gestaltungskraft vergleichbar u.a. mit Diamanda Galas pointiert.
Laborativer Höhepunkt ist im Finale die VOCALUST-Session aller beteilgten Stimmen: Eine synergetische Versuchsanordnung von höchstem laborativen Reiz, weil die hier aufgeführten Laboranten erstmals eine solche Symbiose wagen!
Alle Beiträge werden von eigenen programmadäquaten Video-Projektionen der Performer begleitet.
In Kooperation mit AGGREGATnEUROPA wird im Projekt VERTOVISm eine Mehr-Kanal-Ton-Installation mit einer Komposition aus Fieldrecordings von Arbeitsstimmen rund um den Erdball vorgestellt, gewidmet dem Pionier der industriellen Klänge der Donbass_Sinfonie, Dziga Vertov. Über eine internationale Ausschreibung werden zuvor weltweit Akteure aufgerufen, sich mit ihren Sound-Files an der Komposition zu beteiligen.
Weitere temporäre Installationen finden in den angrenzenden Räumen des Palais statt: u.a. das Stimmen-Klang-Tor von Arend Zwicker/Dennis Jähnig, die Videoinstallation “Face/Rostro 05-08” des preisgekrönten Filmautors und Bildkünstlers Wolfgang Scholz, die Orkusstimme von Seelensack sowie die alljährliche Aussenillumination des Palais diesmal von LICHTinFORM Heinrich Müller.
ACHTUNG: NEUER VERANSTALTUNGSORT!
Tante-JU , An der Schleife 1, 01099 Dresden (Industriegelände)
Wann: 2. 11. 2019, Pünktlicher Beginn 20 Uhr, Einlass 19 Uhr
Preise: Eintritt 15 € ermäßigt 10 €
Detlef Schweiger
Künstlerischer und organisatorischer Leiter