Soziale Lage und Coronahilfen

Dass die aktuellen Hilfsprogramme für Solo-Selbständige Künstler*innen in den meisten Fällen gar nicht greifen, aufgrund komplizierter Regularien selbst für Steuerberater schwer verständlich oder für Bildende Künstler*innen kaum beantragbar sind, ist mittlerweile eine Binsenweisheit.

Diversen Publikationen, von verschiedenen lesenswerten Beiträgen des Deutschen Kulturrates über die Dresdner Neuesten Nachrichten (An dieser Stelle: Danke, dass wir den Beitrag veröffentlichen dürfen!) griffen die Problematik auf.
Nachfolgend finden Sie dazu auch den im Beitrag angesprochenen Videobeitrag von KBD-Geschäftsführer Torsten Rommel.

Darin kommentiert er die Konditionen und die Sinnhaftigkeit der sogenannten ‘Novemberhilfen’ der Bundesregierung. Und er spricht detailliert und klar darüber, warum diese für die meisten Bildenden Künstlerinnen und Künstler gar nicht beantragbar sind.

“Liebe Kolleginnen und Kollegen, für die wir versuchen, uns einzusetzen: Wir brauchen den Schwung der Masse. Wir brauchen Euch auf der Straße, wir brauchen Euch bei Twitter, bei facebook, Ihr müsst tweeten, Ihr müßt retweeten, Ihr müßt sprechen. Ihr braucht keine Jurist*innen zu sein, Ihr braucht keine Showleute zu sein, ihr müßt nicht auf die Bühne gehen. Ihr müßt einfach nur über das sprechen, was ihr wißt. Und das ist: über euch!
Diesen Schwung der Masse brauchen wir (…) Es kommt auf jeden Einzelnen und jede Einzelne an. Redet über euch!”
Nina George (Schriftstellerin), bei der Online-Debatte des Deutschen Kulturrates am 1.12. vergangenen Jahres.

Fakt ist: Je mehr Menschen in einem Berufsverband organisiert sind, desto leichter ist es, gehört zu werden. Übrigens auch durch prominente Kolleg*innen in den Verbänden.
Diese Meinung vertritt auch Olaf Zimmermann ( Präsident des Deutschen Kulturrates) in der gleichen Diskussionsrunde: “Ich glaube, dass es viele sein müssen und je mehr sich organisieren und es sind, desto besser ist das (…) Gerade in der Situation jetzt glaube ich, ist diese Form der Solidarität ja vielleicht das Beste, was man untereinander tun kann: dass man füreinander eintritt und dass man seine Bekanntheit letztendlich nutzt, damit es dem Gros der Künstlerinnen und Künstler besser geht.”

Auch und besonders in den kommenden Wochen werden wir als KBD wieder versuchen, unsere Anliegen und damit die der Bildenden Künstler*innen immer dort zu platzieren, wo Entscheidungsträgerinnen und -träger wirken. Die Unterstützung (s.o.) der Bildenden Künstler*innen dabei ist wichtig.
Jeder Schritt in diese Richtung ist ein solidarischer für die Kolleginnen und Kollegen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Video des Branchenverbandes Kreatives Sachsen, in dem Fragen zur Novemberhilfe beantwortet werden. Das Video finden Sie hier.

2 Antworten auf „Soziale Lage und Coronahilfen“

  1. Sehr geehrter Herr Rommel,
    ich bin seit über 25 Jahren freiberufliche Künstlerin. Mit Ihren Ausführungen bin ich einverstanden, frage mich aber, warum Sie nur den KünstlerInnen eines Berufsverbandes die Novemberhilfe zugestehen wollen. Was ist mit uns anderen freien, aber durchaus „gestandenen“ KünstlerInnen? Sind wir nicht ebenso betroffen und tragen wir nicht ebenso bei zur kulturellen Vielfalt?
    Ich wollte Ihren Kommentar eigentlich in sämtlichen Netzwerken teilen, werde dies aber nun nicht tun, weil ich Ihre Ausgrenzung der freien Künstler sehr unlogisch und parteiisch finde.
    Schade, denn prinzipiell hatten Sie anfangs die richtigen Argumente gebracht.
    Mit freundlichen Grüßen
    Susanne Auslender
    susanne-auslender.com

    1. Liebe Frau Auslender,
      haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar und ich freue mich darüber, dass meine Kritik an den derzeitigen Hilfen für die Bildenden Künstler*innen bei Ihnen auf Zustimmung stößt.

      Tatsächlich bin auch ich der Meinung, dass ALLE freien, hauptberuflich tätigen Künstlerinnen und Künstler angemessene Kompensationen für ihre Einnahmeverluste bekommen müssen – unabhängig davon, ob sie in einem Berufsverband angeschlossen sind, oder nicht. Und so habe ich es auch versucht, zum Ende hin in meinem Statement zu formulieren.

      Da ich aber auch feststelle, dass immer wieder darum gerungen wird, nach welchen Kriterien hauptberufliche und nebenberufliche künstlerische Tätigkeit unterschieden werden kann – vor dem Hintergrund, dass die Corona-Programme insbesondere den hauptberuflichen Künstler*innen zugutekommen sollen – ist mein Vorschlag, ZUMINDEST diejenigen als hauptberuflich anzuerkennen, die Mitglied in einem Berufsverband sind. Und das unter Beibehaltung des aktuellen Status Quo, also nicht im „Austausch“ gegen diejenigen, die bereits Zugänge zu Fördertöpfen haben (und offenbar als hauptberuflich künstlerisch Tätige anerkannt werden), sondern diese Gruppe erweiternd.

      Noch einmal deutlich: Meine Vorstellung ist, dass ALLE hauptberuflich tätigen Künstlerinnen und Künstler den von mir vorgeschlagenen Kulturbeitrag in Höhe von 1200 Euro/Monat bekommen.
      Da sich Entscheidungsträger manchmal schwer tun bei der Unterscheidung zwischen haupt- und nebenberuflicher künstlerischer Tätigkeit (und deswegen in der Vergangenheit hauptberuflich künstlerisch Tätige durchs Raster von Corona-Hilfsprogrammen gefallen sind) empfehle ich die Mitgliedschaft in einem Berufsverband. Die Aufnahme in einen Berufsverband für Bildende Künstlerinnen und Künstler muss als Feststellung der Hauptberuflichkeit genügen.

      Im Übrigen empfehle ich grundsätzlich Künstlerinnen und Künstlern die Mitgliedschaft in einem regionalen Berufsverband, weil es sich für Einzelkämpfer*innen lohnt, in einer Gemeinschaft Gleichgesonnener für seine Belange zu kämpfen.

      Mit freundlichen Grüßen,
      Torsten Rommel

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